Social Distancing
Anfang Februar 2020 bin ich zwei Wochen in Rom gewesen. Damals gab es offiziell nur eine einzige vom Corona-Virus infizierte Person. Einige Wochen später war Italien in einem Ausnahmezustand. Das hat mich ultra sensibilisiert für die sehr, sehr komplexe Situation einer Abstandseinhaltung zwischen Menschen. Im März 2020, zu Beginn der sich in Deutschland ausbreitenden SARS-CoV-2 Pandemie, gab es kaum visuelle Hilfen, den so wichtigen Mindestabstand zwischen Personen einzuhalten. Daher habe ich ein Fotorequisit entworfen, ein 200 cm langes und 8 cm breites Maßband. Das inszeniere ich im Berliner öffentlichen Raum; an ausgewählten Orten, zu bestimmten Tagen und Zeiten. Ich fotografiere einhändig, mit der Handykamera. Mit der freien Hand manövriere ich das schwebende Maßband in die von mir exakt gewünschten Bildaussagen. Erfassbar ist der tatsächliche Abstand zwischen den sich zufällig zum Zeitpunkt meiner Aufnahmen im Bildausschnitt befindenden Personen. In der Zweidimensionalität schrumpfen aber auch 100 Meter auf die 200 cm Maßbandlänge. Dies ergibt ein Zusammenspiel von Architektur, Plätzen, Skulpturen, Situationen und den anwesenden Personen auf einer Metaebene: Ich benutze historische Verweise, Metaphern oder freie Assoziationen als Impuls für ein verantwortungsvolles Miteinander.