Kerstin Weichsel / Konzeptkünstlerin
Als „Visuelle Poesie“ charakterisiert die Berliner Künstlerin Kerstin Weichsel ihre Installationen, Aktionen, Objektkunst und Fotoserien. Dabei setzt sie auf die `Sprache der Dinge´. Alltagsobjekte, Bildmaterial und unterschiedlichste Fundstücke bringt sie in thematisch zugespitzten Arrangements zusammen. Sie kreiert eine Kunst, die tagtäglichen Erfahrungen und Wahrnehmungen eine philosophische oder sozialkritische Dimension gibt. „Mir wäre es schon lieb, wenn ich mit dem, was ich tue, einfach Berührung stifte, ein ungutes oder zwiespältiges Gefühl, eine Ahnung, die das Bedürfnis nach Klarheit spürt. Step by Step“ (Kerstin Weichsel).
Kerstin Weichsel studierte an der Heatherly School of Fine Art, London, bevor sie ihre künstlerische Ausbildung an der Central St. Martin’s School of Art, London, als Modedesignerin abschloss. Sie entwarf in Italien für internationale Modehäuser Prêt-à-Porter und Haute-Couture-Kollektionen. In Italien produzierte Kerstin Weichsel eine eigene Avantgarde-Kollektion mit Bademoden- und Jerseywear – “SENSATION / one-size-fits-everybody“ – und unterrichtete in Rom Modedesign am I.E.D. / Istituto Europeo di Design.
Kerstin Weichsel lebt heute in Berlin. Als Kostüm- und Bühnenbildnerin arbeitete sie für Berliner Kinder- und Jugendtheater sowie für Filmproduktionen. Auch entwickelte sie zahlreiche erlebnispädagogische Kinder- und Jugend-Workshops, zur Integration von psychomotorisch gestörten Kindern. Als Stylistin arbeitete sie für Werbe- und PR-Kampagnen regionaler und internationaler Firmen sowie für redaktionelle Fotostrecken.
Ihre Stylings für freie und auftragsbezogene Kunstproduktionen wurden in Zusammenarbeit mit den Fotografen Olaf Martens seit 1999 in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Zum Beispiel: “Der schräge Blick“ Goethe Institut / Internationale Fotobiennale_Rotterdam 2000 (E); “Fotografien aus Mitteldeutschland“ Altes Postfuhramt_Berlin 2001 (E); “Von Körpern und anderen Dingen / Deutsche Fotografie im 20. Jahrhundert“_Museum Bochum_Bochum / Moskauer Haus der Fotografie_Moskau / Deutsches Historisches Museum – I.M.Pei-Bau_Berlin / Galerie der Hauptstadt Prag_Prag 2003/4 (G); “Träume, Welten, Hintergründe“ Grassi Museum für Angewandte Kunst –Interim_Leipzig 2004 (E); “Heimat und Tapeten – Ikonische Betrachtungen“ Kunstforum Halle_Halle 2007 (E).
2001 war Kerstin Weichsel künstlerische Leiterin der Multimedia-Ausstellung “HOMO@HABITAT – The Evolution of British Lifestyle Design“, einer Auftragsarbeit der BEDG / British European Design Group, London. Für die Ausstellung schuf sie zehn Kunstinstallationen, die Mode, Interieur-, Produktdesign und New Media einbezogen. “HOMO@HABITAT“ war im Tempel des Kaisers Hadrian, Rom 2001, und in der Nationalgalerie für Moderne Kunst, Prag 2002, zu sehen. Die Ausstellung zeigte eine vom Menschen hergestellte Welt, die weit über seine Bedürfnisse hinausgeht und in der er völlig überfordert ist. Mit der Fotostrecke VERTRAUT PINK!, die während einer Reise zu den Herero nach Namibia 2009 entstand, weitete Kerstin Weichsel ihre „Welche-Dinge-sind-wir“-Untersuchungen aus. Der Blick in die erstbesten Behausungen vor Ort machte deutlich, dass die Produkt-Globalisierung auch hier angekommen war. „Kein Ort Nirgends ist weit weg genug um dieser Realität zu entgehen. Die Realität – ein Prozess auf Rädern. Willst Du ihr entfliehen, ist sie bereits vor Dir da, rollt über dich hinweg und den nächsten an: übergriffig, erbarmungslos, irrwitzig und stetig. Vertrau pink!“ (Zitat: Petra Hornung, 2010). 2012 initiierte Kerstin Weichsel die Kunstkampagne FACEANDBOOK.ME, um sich mit der zwanghaften Anbetung von Mode, Schönheit und unverantwortlichem Konsum auseinanderzusetzen. Widerstand ist zwecklos, oder?
In Zusammenarbeit mit der BEDG, 2015-2016: künstlerische Leitung von AFRIQUE AUTHENTIQUE–AUTHENTIC AFRICA (INDIGO Project) – Safeguarding West Africa’s Craft Inheritance. Eine textile Slow-down-Initiative in Burkina Faso. 2016 nahm die Künstlerin an der 3. istanbuler Design-Biennale teil. Ihr Beitrag bestand aus etwa 500 dokumentarischen und inszenierten Fotografien – als Stop-motion Video editiert – zum Thema der Biennale: “Are We Human?” / “Biz İnsan mıyız? The Design of the Species: 2 seconds, 2 days, 2 years, 200 years, 200,000 years“.
Foto: Karin Rewald